Date: 07. Juli 2020
Time: 16.00
Kommunikation zwischen Kultur und Politik
Sandro kommt gerade aus einer Sitzung mit verschiedenen Vertreter*innen aus der Basler Task Force Nachtkultur und der Regierung, wo die neuen ab Donnerstag (2 Tage) geltenden Restriktionen bekanntgegeben wurden. Die Balance und das Verständnis zwischen Politik und Kultur ist sehr fragil in diesen Zeiten. Insbesondere die kurzfristigen Entscheide, bei denen die Kultur nicht einbezogen wird, sind sehr heikel und lassen viel Raum für Unmut. Es ist klar, dass die Politik reagieren muss, jedoch braucht es gerade jetzt einen verstärkten Austausch. Auch das Zusammenspiel von Clubs, Bars und Restaurants und deren gemeinsamer Kommunikation nach Aussen ist unabdingbar. Es geht auch darum das Publikum zu sensibilisieren und nicht mit den ständig veränderten Massnahmen zu überfordern.
3 Stufen - Plan
Die neuen Massnahmen umfassen drei Stufen:
- Wenn der Abstand eingehalten werden kann, darf die Kapazität bis zu 1000 sein. Das Contact-Tracing ist dabei aber ein Muss.
- Wenn der Abstand nicht eingehalten werden kann, dann gilt Maskenpflicht
- Wenn der Abstand nicht eingehalten werden kann und man keine Maskenpflicht möchte, dann ist die maximal Kapazität bei 300
Das ist die vorläufige Lösung für BS/BL/Aargau und Solothurn.
Koordination & Kommunikation = viel Arbeit
Sandro hatte als Co-Präsident der Vereins Kultur & Gastro und auch als Musikleiter der Kaserne Basel und des Polyfon Festivals einen grossen Mehraufwand in den letzten Wochen und Monaten. Sei es als Vermittler, Kommunikator mit den offiziellen Stellen oder als Ohr für die verzweifelten Clubs und Kulturschaffenden. Er schätzt den Zusatzaufwand auf ca. 40%. Eine grosse Leistung in diesen Zeiten! Die Clubs sind sehr verunsichert und wünschen sich mehr Unterstützung.
Nähe schaffen
Unsere Konzepte basieren auf Nähe. Wir müssen uns Zeit nehmen, um uns zu treffen und auszutauschen. Aufbau einer positiven Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren. Diese Krise bringt uns zusammen. Wir müssen auf die Bedeutung von Wörtern achten, auf ihre Definition: Kultur, Nachleben, Nachtkultur, diese Definitionen müssen aktualisiert werden, was ist Nachtkultur? Die Vielfalt ist ein Thema, das weiterhin im Vordergrund stehen muss.
Alternativ-Programme und kreativ bleiben
Während dem Lockdown hat Sandro gemeinsam mit Luisa Bitterlin vom Musikbüro der Kaserne versucht weiterhin kreativ zu bleiben und der Szene eine Plattform und Stimme zu geben. Mit Hof- und Garten-Konzerten haben sie sehr tolle Erfahrungen gemacht und würden dies auch wieder machen. Für die Künstler*innen ist es wichtig trotzdem auftreten zu können. Dies wurde von der Szene sehr geschätzt. Auch mit dem Polyfon Festival sind sie an der Entwicklung von neuen, kreativen Ideen, um trotzdem noch kleine Interventionen in der Stadt zu machen und Präsenz zu markieren. Sandro meint: «Alle glauben, dass es eine Rückkehr zur Normalität geben wird. Aber ich glaube nicht, dass dies in absehbarer Zeit der Fall sein wird. Man muss beweglich bleiben und sich anpassen, was für eine Institution wie die Kaserne nicht immer einfach ist. Für ein kleines Festival wie Polyfon ist es einfacher.»
In der Kaserne ist die Situation für die darstellenden Künste einfacher als für die Musik, die zur Selbstfinanzierung stark vom Ticketverkauf und der Gastronomie abhängt. «Wir versuchen zu unterstützen, indem wir Stornierungen finanziell ausgleichen», meint Sandro. Einigen Künstler*innen, die in den letzten Wochen hätten auftreten sollen, wird ein Platz Platz in der Zeitung zur Verfügung gestellt, an dem sie sich ausdrücken können, und sie werden für den Text bezahlt.
Internationale Musiker*innen
Er gibt zu bedenken, dass es wichtig ist, nicht zu vergessen, dass viele internationale Künstler*innen in ihren Ländern keine Unterstützung erfahren. "Da wir subventioniert werden, ist es auch unsere Aufgabe, unsere Partner im Libanon oder in Palästina zu unterstützen, die keinen Support erhalten. Ebenso wichtig ist es, den Austausch mit Musikern zum Beispiel in Algerien fortzusetzen. », meint Sandro. Auch da sucht die Kaserne Lösungen. Es ist extrem wichtig, dass die Künstler*innen, welche für die Kaserne engagiert wurden auch finanzielle Unterstützung kriegen, sozusagen die Ausfallentschädigung für internationale Künstler*innen. In der Musik ist es schwierig einen Ersatz oder anderes Format anzubieten. Im Bereich Tanz haben Tänzer*innen aus Brasilien (welche in der Kaserne aufgetreten wären), Schweizer Tänzer*innen über Zoom ihr Stück beigebracht, welches dann so aufgeführt werden konnte. Für Sandro ist es enorm wichtig, da Lösungen zu suchen und zu finden. „Nur“ noch Schweizer Kunstschaffende auf der Bühne widerspricht dem Diversitätsgedanken der Kaserne. Zudem sind gerade Künstler*innen z.B. aus Beirut oder eben Brasilien extrem auf die finanzielle Entlöhnung angewiesen. Dies darf in diesen Zeiten nicht vergessen gehen!
Wie geht’s weiter
Sandro geht davon aus, dass die Maskenpflicht kommen wird. Aber wie erleben wir Konzerte mit Masken? Das entspricht eigentlich nicht mehr einem Begegnungsort und dem Erlebnis, dass wir haben möchten. Andererseits gewöhnt sich der Mensch schnell an Sachen. Lieber Live-Shows mit Masken als keine Musik mehr!
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